Trailer-Dreh im Caligari

Guten Morgen
„Wie jetzt, kein Kaffee?!“, es ist 8h morgens. Eine Zeit, zur der die meisten Freiberufler unleidlich sind. Wir stehen im Foyer des Caligari-Kino im Herzen der Wiesbadener Innenstadt und wollen drehen. Wir, das ist das Team, 6 Männer und ich. Um uns herum verteilt auf den schwarz-grauen Kacheln des Eingangsbereichs liegen unzählige Koffer mit Lichtequipment, Tragetaschen voller Kamerazubehör, Staiv-Sets, ein Dolly, Kabel, Klammern… aber kein Kaffee. Das ist, so viel Selbstkritik muss sein, echt dumm, ein ausgesprochener Anfängerfehler. Wir halten uns an den To-Go-Bechern fest. Der Set-Assi muss zum Büro der Aidshilfe (unser Kooperationspartner bei diesem Dreh) laufen und dort eine Filtermaschine zu borgen. Die Schrecksekunde, eher 30 Schreck-Minuten gehen vorbei.

 

Weiter geht`s.
Die Schauspieler, die Visagistin und 30 Statisten kommen an, während der Kaffee fröhlich durch die Maschine blubbert. Als Regie muss ich nun mit den Darstellern letzte Fragen klären, während die Kamera- und Lichtabteilung im großen Kinosaal kilometerweit Kabel auslegt. Die Komparsen werden im Kino mit Popcorn versorgt. Jemand verteilt (endlich!) Kaffee und Mini-Croissants. Zwei Darsteller bügeln ihre Kostüme auf. Währenddessen dreht die Visagistin, die Haare einer anderen Darstellerin zischend um einen Lockenstaab. Um uns alle herum wuselt die Making-Of Kamera.

Inszenierung
Das ist immer der schwierigste Teil. Der Teil, wenn ich warten muss, bis ich endlich „Und bitte!“ sagen kann. „Und bitte!“, bedeutet, dass es endlich los geht.
Film ist Lüge und noch dazu eine ziemlich dreiste. Das, was wir Filmemacher dem Zuschauer als Realität vorgaukeln ist eine mühsame Inszenierung. (Das wird jeder wissen, der „einfach mal“ einen Familiengeburtstag abfilmen wollte. Sieht in Echt besser aus, nicht?) Licht, Farbe, Bildausschschnitt, Kamerabewegung, all das muss bedacht werden. Pro Minute Film braucht es etwa 100 Stunden Vorbereitung.
Bis zum ersten „Und bitte!“, habe ich diese Vorbereitungsstunden im Hinterkopf, beginnt aber der Dreh ist das nicht mehr wichtig. Nach dem ersten „Und bitte!“, läuft es, meistens.

Der Bitte-Danke-Modus
Abbau, Umbau, Neuaufbau.„Und bitte!“ Stehen, Schleppen, Kaffeetrinken. „Noch eine bitte, für den Schnitt.“,
Kamera, Kabel, Lampen. Es läuft. Es wird einer dieser Tage: 14 Stunden auf den Beinen. Ich brülle meine Regieanweisungen, gegen die miserable Akustik des großen Kinosaals und gegen die glühweinseelige Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt.„Und bitte!“, Abbau, Umbau, Neuaufbau. Akkus laden. Daaten sichern.
„Und Danke!, am Ende ist die Stimme weg und die Füße tun weh. Am Ende wird es ein verdammt guter Tag.

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